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Berlin, 8.3.00
Pressemitteilung

Hungerstreik von 5 Frauen im Abschiebegefängnis Moabit
19-jährige Ukrainerin im Durststreik mehrmals zusammengebrochen

Die Frauen protestieren mit ihrem verzweifelten Hungerstreik gegen ihre Inhaftierung, die ausschließlich gegen sie verhängt wurde, weil sie keine gültigen Aufenthaltspapiere mehr haben.

Die 37-jährige Soja Schatz ist seit viereinhalb Monaten inhaftiert, die anderen Frauen seit zwei bis drei Monaten. Obwohl sie, nach eigenen Angaben, nicht in die Ukraine abgeschoben werden können, werden sie auch nicht aus der Haft entlassen. Alle streikenden Frauen haben keine Rechtsbeistände.

Seit 14 bzw. 19 Tagen verweigern die Frauen die Nahrungsaufnahme und einigen von ihnen geht es gesundheitlich mittlerweile sehr schlecht. Die 19-jährige Anastasia Poljakowa, die zunächst konsequent auch die Flüssigkeitsaufnahme verweigerte und seit 3 Tagen ein (!) Glas Wasser täglich zu sich nimmt, ist bereits mehrmals zusammengebrochen.

Kritik am Verhalten des medizinischen Personals

Nach Berichten der Frauen reagiert die zustängige Ärztin im Abschiebegefängnis Kruppstraße, Frau Dr. Rothe, auf die gesundheitlichen Klagen der Gefangenen mit der Äußerung, sie sollten den Streik abbrechen, dann würden auch die Probleme verschwinden.

Auch als es Anastasia Poljakowa am Donnerstag, den 2.3., aufgrund ihres Durststreikes besonders schlecht ging, mußten mitgefangene Frauen die Ärztin mehrmals direkt auffordern, nun endlich etwas zu unternehmen. Frau Poljakowa wurde daraufhin von Polizeibeamten unter den Armen gepackt und über den Flur geschleift. Sie kam so in ein Krankenhaus, wurde nach einer mehrstündigen Infusion dann in die Haft zurückgebracht.  Ihr gesundheitlicher Zustand hat sich seitdem weiter verschlechtert, sie ist extrem schwach, kann nur noch wenige Schritte gestützt gehen und leidet unter großen Schmerzen in Brust- und Bauchbereich.

Ljuda Orlowa (22) berichtet, daß ihr bis heute jede medizinische Versorgung verweigert wurde, obwohl sie diese oft eingefordert hat. Sie leidet unter einer schweren beidseitigen Augenentzündung, Herzschmerzen und starken Kopfschmerzen.

Außer den oben genannten, beteiligen sich Natalja Bazarja (33) und Tanja Blazenko (24) an diesem Protest.

Die Frauen sind entschlossen, ihren Protest fortzuführen und fordern die sofortige Entlassung aus der Abschiebehaft.