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ANTIRASSISTISCHE INITIATIVE E.V.
ANTIRASSISTISCHES TELEFON
ZAG REDAKTION
Antirassistische Initiative e.V. Yorckstr.59 10965 Berlin

Büro für medizinische Flüchtlingshilfe
Gneisenaustr. 2 a - 10961 Berlin
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Berlin, 8.9.00
Gemeinsame Pressemitteilung

Berlin - Köpenick
 

Abschiebehäftling stürzt bei Fluchtversuch zu Tode

Bei dem Versuch, aus der Abschiebehaft zu fliehen, stürzte der 28 Jahre alte Mongole A. D. in der Nacht zum 30. August in den Tod. Der Gefangene aus dem Abschiebegewahrsam Köpenick war am Abend des 29. August ins DRK-Krankenhaus Köpenick gebracht worden und wurde dort stationär in der sechsten Etage aufgenommen. Vor der Tür des Vier-Bett-Zimmers wurden zwei Beamte postiert, um den Kranken zu bewachen. Nach Recherchen der Antirassistischen Initiative hat A. D. das Bettzeug von mehreren Betten verknotet und verdreht, an der Heizung befestigt und dann versucht, sich aus dem 6. Stock abzuseilen. Das Bettzeug hielt seinem Gewicht nicht stand und riß und A. D. stürzte in die Tiefe.

A. D. war aus Belgien in die BRD geflohen, um seiner dort angedrohten Abschiebung in die Mongolei zu entgehen. Hier wurde er ohne Papiere aufgegriffen und befand sich jetzt seit ca. vier Wochen im Abschiebegewahrsam Köpenick.

Der tödliche Unglücksfall des A. D. ist ein Beispiel dafür, zu welchen verzweifelten, lebensgefährlichen oder tödlichen Schritten Menschen getrieben werden, wenn sie erst einmal in die Abschiebemaschinerie geraten sind.

Die Abschiebehaft und die Abschiebegefängnisse sind die krassesten Sinnbilder bundesdeutscher Abschottungspolitik. Abschiebehaft bedeutet Freiheitsberaubung für Hunderte von Menschen. Freiheitsentzug, der durch RichterInnen und Richter in Fünf-Minuten-Verhandlungen juristisch "legitimiert" wurde, manchmal ohne Anhörung der Betroffenen und oft ohne Rechtsbeistände.

Ein Beispiel: Zur Zeit befinden sich ca. fünfundzwanzig minderjährige Flüchtlinge (unter 18 Jahre alt) in den beiden Berliner Abschiebegefängnissen Grünauer Straße und Kruppstraße.

Nach Recherchen der Antirassistischen Initiative* haben sich bundesweit seit Januar 1993
80 Flüchtlinge (davon 37 in Abschiebehaft) angesichts ihrer drohenden Abschiebung selbst getötet oder starben bei dem Versuch, vor der Abschiebung zu fliehen. Mindestens 190 Menschen (davon 104 in Abschiebehaft) haben sich aus Angst vor der Abschiebung selbst verletzt oder versuchten, sich umzubringen.
 

Wir fordern die sofortige Abschaffung der Abschiebehaft !
Wir fordern: Bleiberecht für alle !
 

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* Dokumentation "Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen " - 1993 bis 1999 - 7. aktualisierte Auflage
 
 

Pressespiegel:
 

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