Woomera, BRD
Todesopfer deutscher Flüchtlingspolitik

Von Claus Dümde

Woomera - liegt das nicht in Australien? Ja. Doch Unmenschlichkeit jener Art, die in dem Wüstenlager internierte Flüchtlinge zum Hungerstreik und fast bis zum Selbstmord trieb, ist auch hier zu Lande Praxis: Verweigerung von Asyl, Internierung, Abschiebung. Die Folgen sind eher schlimmer, wie die Berliner "Antirassistische Initiative" mit Zahlen belegt: 99 Flüchtlinge haben sich von 1993 bis 2001 wegen drohender Abschiebung selbst getötet oder starben beim Versuch, diesem Schicksal durch Flucht zu entgehen. Vorige Woche, so ein ND-Leser, nahm sich im Asylbewerberheim Schneckenstein wieder ein 27-jähriger Iraner das Leben..

Schneckenstein liegt nicht in der Wüste, sondern im grünen vogtländischen "Musikwinkel". Die Lebensbedingungen sind vermutlich unvergleichlich besser. Doch nicht die Haltung gegenüber Flüchtlingen. "Unnütze Ausländer raus" ist da wie hier das Motto. Die Berliner Initiative legte jetzt ihre Dokumentation "Bundesdeutsche Flüchtlingspolitik und ihre tödlichen Folgen" schon in 9. Auflage vor. Die Zahlen der Opfer wurden von Jahr zu Jahr größer. Auch unter "Rot-Grün". Jetzt sucht nicht nur Bundesinnenminister Schily den "Konsens aller Demokraten", um unerwünschte "Zuwanderung" noch drastischer zu beschränken. Für die meisten Medien liegt da Woomera, Australien, als Thema natürlich viel näher als der Abschiebeknast um die Ecke.

(ND 31.01.02)